afz - allgemeine fleischer zeitung Nr. 7 vom 13.02.2008 Seite 011

Interview mit Landesgeschäftsführer Hans-Peter de Longueville

afz/mm, Frankfurt. In Baden-Württemberg ist die Zahl der schlachtenden Betriebe im Vergleich zu anderen Bundesländern traditionell hoch. Über den aktuellen Stand der Zulassung und die hauptsächlichen Probleme sprach die afz mit Geschäftsführer Hans-Peter deLongueville vom Landesinnungsverband Baden-Württemberg.

afz: Wie viele Betriebe sind in Baden-Württemberg von der Zulassungspflicht betroffen?

de Longueville: In Baden-Württemberg sind nach unserer Rechnung auf jeden Fall circa 800 Betriebe betroffen. Das sind diejenigen, die noch regelmäßig oder fast regelmäßig schlachten und/oder Filialen haben, die mehr als ein Drittel des Gesamtumsatzes ausfüllen.

afz: Wie viele Betriebe sind bereits zugelassen?

de Longueville: Es gibt einen einzigen Landkreis, der Vorbildliches geleistet hat: Der Zollernalbkreis mit Frau Dr. Gabriele Wagner an der Spitze. Aber auch im Bereich der Innung Stuttgart-Neckar-Fils hatten wir Ende Januar ein sehr positives Gespräch mit der Veterinärverwaltung, während dem wir ausgemacht haben, uns der Frage der Zulassung vermehrt zuzuwenden und Druck zu machen.

afz: Welche hauptsächlichen Probleme gibt es beim Zulassungsverfahren?

de Longueville: Das Hauptproblem ist, dass das Anforderungsniveau von Veterinärverwaltung zu Veterinärverwaltung unterschiedlich gehandhabt wird.

afz: Trotz der Vorarbeit von Deutschem Fleischer-Verband und Landesinnungsverband Baden-Württemberg?

de Longueville: Ja, trotz der Vorarbeiten. Hierbei muss man herausstellen, dass das Land Baden-Württemberg in seiner Arbeitsgruppe bereits vor Jahren eine große Vorarbeit geleistet hat. Wir waren mit unserer Leitlinie für HACCP, Hygiene und Zulassungsverfahren sehr viel weiter als andere Bundesländer.

Es ist aber auch so, dass es eine ganze Reihe von Veterinärverwaltungen gibt, die utopische Vorstellungen haben und nicht bereit sind, ein realistisches Risikoszenario zu beschreiben. Wenn man sich einmal überlegt, dass wir in Baden-Württemberg in den letzten 30 Jahren von größeren Problemen, im Sinne von Lebensmittelskandalen, wirklich verschont worden sind, dann ist für mich die Art und Weise des Vorgehens mancher Veterinärverwaltung nicht nachzuvollziehen.

afz: Wie versuchen Sie, diese Schwierigkeiten zu lösen?

de Longueville: Wir können dies nur dadurch zu lösen versuchen, dass das Ministerium sehr viel konkretere Vorgaben macht. Es muss seine Veterinäre anhalten, dass sie das umsetzen, was im Wesentlichen als Inhalt unserer Vereinbarungen in der damaligen Grundsatzarbeit der Leitlinie geschaffen wurde. Beispielsweise können sie räumlichen Anforderungen durch eine zeitliche Entzerrung oder Ähnliches relativiert werden.

Das Ministerium muss also den nachgeordneten Veterinärbehörden etwas stärker auf die Finger schauen, damit die EU-Zulassung nicht zu einem Kahlschlag bei den schlachtenden Betrieben oder im Handwerk genutzt wird. Diese Gefahr wird doch in einer ganzen Reihe unserer Betriebe sehr konkret gesehen. Vor allem wirkt die Vorgehensweise einzelner Kreisveterinärverwaltungen in hohem Maße kontraproduktiv.

Quelle: Allgemeine Fleischer-Zeitung http://www.fleischwirtschaft.de/

© 2009 - 2010 by Peter Ziegler, Baltext Publishing, Basel (Switzerland)
Bei Fragen oder Unklarheiten im Zusammenhang mit dieser Website, wenden Sie sich bitte an Service Baltext.
Stand: 19.03.10.